Fotografie


War fotografieren früher doch einfach nur Schön.

Heute bedarf es einen solchen Aufwand, dass ich mich nur wundern kann.

Das Hintergrundbild für den Blog wurde von mir mit einem sehr einfachen Handy - natürlich keine xx MB Daten - aufgenommen. Ein wenig "nachbelichtet", wie man es früher in der Dunkelkammer per Hand machte, und gut ist es.

Das Thema ob Fotografie Kunst sein kann ist uralt - braucht also nicht mehr diskutiert zu werden.

Wie aber heute jeder versucht sich unbedingt als Künstler präsentieren zu wollen ist funny.

"Kunst kommt nicht von Können allein" war mal ein Buchtitel in dem über die Vermarktung von "Echter-Kunst" in Galerien und auf Marktplätzen (heute Art fairs) berichtet wurde.

Über die Vermarktung von Fotografie als Kunst - wenn man es nicht in die teuren Galerien geschaft hat - gibt es ein ausgezeichnetes Buch, allerdings derzeit nur in Englisch. Darüber habe ich auch was geschrieben.

By Alain Briot: Marketing Fine Art Photography

Die Frage: „Wie verdient man Geld mit seiner künstlerischen Fotografie (Fine Art Photography)“ stellt sich wohl jeder, der in diesem Metier seinen Lebensunterhalt verdienen will. Alain Briot gibt darauf in seinem Buch eine klare und direkte Antwort, die lautet „Marketing“ ist der Schlüssel zum Erfolg. Künstler zu sein und sich um Marketing, also Verkaufsstrategien, zu kümmern, das ist für viele ein Widerspruch. Ich bin Künstler und kein Verkäufer, ist die Grundhaltung der meisten, die sich als Kunstfotografen und Kunstfotografinnen einstufen. Briot stammt aus Paris, studierte dort Malerei, bevor er in die USA zog, dort bis zum Master weiterstudierte. Nach vielen Jahren der Suche und Experimente etablieren er sich erfolgreich als künstlerischer Landschaftsfotograf. Sein drittes Buch ist auf dem Markt der Fotobücher eine Rarität und jedem zu empfehlen, der als Fotograf künstlerisch tätig sein will oder bereits ist und davon seinen Lebensunterhalt bestreiten möchte.


„Kunst kommt nicht von Können“, lautete der Titel eines Buches von Hans-Jürgen Müller (1976), der als erfolgreicher Galerist ab 1958 moderne Kunst, Malerei und Skulptur, in Deutschland förderte und vermarktete. Wie Briot so beschrieb auch Müller „Marketing“ als zentrales Werkzeug Kunst zu verkaufen. Briot setzt voraus, dass die Leser ihr Handwerk verstehen, das heißt alle modernen Techniken des digitalen Zeitalters, ob Hardware oder Software, bereits gut beherrschen oder dabei sind es zu lernen. Was aber in der Regel während einer Ausbildung oder bei einem Training – wo und wie auch immer – nicht vermittelt wird, ist das Wissen, wie man damit nicht nur etwas Geld verdient, sondern genug, um davon gut leben zu können. „Taking Control of your Destiny“ ist der Titel des ersten Kapitels, in dem er darlegt, warum Marketing notwendig ist. Darin schreibt er über „The Best-Kept Secret“ und der Schlüsselsatz lautet: Eine gut vermarktete schwache Photographie wird sich immer besser verkaufen, als eine große Photographie, die dürftig vermarktete ist.

In amerikanischem Englisch geschrieben ist das Buch gut zu lesen, da er schreibt, wie er in einem Workshop erzählt. Das heißt, er verfällt nicht in eine akademische Schreibweise oder Argumentation. Das Buch ist für ein Studium in Marketing von Briot geplant und geschrieben worden. Entsprechend ist das Layout gestaltet. Neben dem Text ist auf allen Seiten ein Freiraum von 74 Millimetern für Notizen. Das ist ungewöhnlich viel Platz für ein Fotobuch und sicherlich gut für eigene Anmerkungen nutzbar. Die schönen sowie informativen Fotografien von Briot sind großzügig präsentiert, und als positiv ist anzumerken: Das Buch ist nicht mit Fotos überladen.

Briot hat aus seinen Versuchen und Irrtümern gelernt, bevor er sein „up-to-date and field-tested“ Marketingsystem entwickelte und meisterte. Es war eine harte Lehrzeit mit vielen Rückschlägen berichtet er. Erst durch die Zusammenarbeit mit einem Marketingfachmann erreichte er den Durchbruch. Alles, was er gelernt hat und wie er nun seit Jahren als Landschaftsfotograf erfolgreich seine Bilder vermarktet, wird in dem Buch ausführlich beschrieben. Gegliedert in sechst Hauptgruppen mit insgesamt 22 Kapitel startet es mit der Analyse „What is Fine Art Photography“ und die Fragen über welche Handelsweg man künstlerische Fotografien verkaufen kann und ob man sich für Qualität oder Quantität entscheiden sollte. Er hat sich für Qualität entschieden und verkauft heute die meisten seiner Bilder direkt an Kunden, was für ihn den höchsten Profit bring, da er „cutting out the middle man“, wie er schrieb. Die traditionellen Verkaufswege über Händler nutzt er ebenfalls sowie sehr intensiv die Möglichkeiten, die sich durch das Internet eröffnet haben. Das alles wird präzise beschrieben. Die persönlichen Fähigkeiten (Personal Skills), um als Künstler erfolgreich zu sein, werden untersucht und direkt danach die „Business and Marketing Tools“ bis ins kleinste Detail vorgestellt. Jedes Kapitel hat am Ende einen Übungsteil, den der Leser nutzen sollte – meint Briot. Im Anhang ist ein Fragebogen, der zur Analyse des eigenen Standpunktes dient. Entsprechend den Antworten kann man sein „Scoring“ (Benotung) im Bereich Marketing von durchgefallen bis sehr gut ablesen.

Ist das Konzept aus den USA übertragbar? Diese Frage stellt sich natürlich. Im Prinzip ist die vorgestellte Marketingstrategie auf Europa übertragbar. Ebenfalls kann jeder Fotograf, gleich welcher Spezialisierung, die Informationen zum geschäftlichen Vorteil nutzen. Selbstverständlich kann nicht jeder Fotograf das Konzept von Briot eins zu eins übernehmen. Angepasst an die eigene Position und „Vision“ eröffnet das Buch jedem Möglichkeiten sein Schicksal (Destiny) selbst in die Hand zu nehmen und es nicht nur Dritten zu überlassen – so demonstriert es Briot. Geschrieben von einem Praktiker, der Fine Art Photography ist, es ein Lehrbuch, welches theoretische Marketingmodelle auf der Basis der praktischen und erfolgreichen Anwendung von Briot hervorragend vermittelt.




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